Pressemitteilung 2006
Imker beklagen mehr als 20% Völkerverluste
Die Imker schlagen Alarm. Der Winterausgang brachte für viele Imker eine böse Überraschung. Landesweit haben mehr als 20 Prozent der Völker den Winter nicht überlebt, teilt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen nach einer Untersuchung des Bieneninstitutes in Mayen (Rheinland-Pfalz) mit. Am schlimmsten ist das Münsterland betroffen. Hier liegt der Völkerverlust bei fast 30 Prozent, in Ostwestfalen-Lippe waren es 26 Prozent. Nur im Rheinland sowie im Sauerland und Siegen-Wittgensteiner Land lagen die Verluste bei weniger als einem Fünftel.
Die Ursachen sind vielfältig. So geht ein Teil des Völkersterbens auf das Konto der Varroamilbe, eines Parasiten, der sich in der Brut der Bienenvölker vermehrt und die Lebenserwartung der langlebigen Winterbienen verringert. Vielerorts liegen die Ursachen allerdings im vergangenen Spätsommer und Herbst. Wegen der sehr warmen und sonnigen Witterung flogen die Bienenvölker bis in den November hinein und sammelten in blühenden Stilllegungsflächen. So kamen die Völker nicht zur Ruhe. Mancherorts konnte aber auch noch Honigtau, die zuckerhaltigen Ausscheidungen von Blattläusen, gesammelt werden. Honigtau ist sehr ballaststoffreich und führt im ausgehenden Winter zu Darmproblemen bei den Bienen. Weil es im Januar und Februar viel zu kalt war, konnten sie nicht zum Abkoten den Stock verlassen, infizierten sich und starben frühzeitig. Lange und kalte Winter machen den Bienen nichts aus. Doch wenn im Spätsommer des vorherigen Jahres die Einwinterungsbedingungen schlecht waren, wirkt sich dies negativ auf die Auswinterung aus
Auf die Honigernte werden sich die Völkerverluste nur gering auswirken. Imker können die gestorbenen Völker durch gezielte Volksvermehrung in diesem Sommer wieder ausgleichen.
Auch wenn die Eisheiligen noch einige kalte Tage bringen, so ist der Winter für die nordrhein-westfälischen Imker vorbei. Die Natur steht in voller Blüte, die ersten gelben Blüten öffnen sich auf den Rapsfeldern. Bienenvölker, die den harten und langen Winter überlebt haben, explodieren und vielerorts kümmern sich Imker schon um die Honigwaben in ihren Völkern. Neueste Untersuchungen belegen, dass der Rapsertrag um 50 Prozent gesteigert werden kann, wenn ausreichend Bienen zur Bestäubung der Blüten bereit stehen. Ob die zur Zeit geringere Bienendichte Auswirkungen auf den Rapsertrag und die Obsternte hat, kann derzeit noch nicht abgesehen werden.
In Nordrhein-Westfalen sind 9 079 Imker organisiert, die 61 020 Bienenvölker betreuen.