Laudatio für Dr. Klaus Wallner
Sehr geehrter Herr Dr. Wallner,
meine Damen und Herren, liebe Imkerinnen und Imker und Gäste aus Nah und Fern!
Als die Ausrichter des Apisticus-Tages, die Landwirtschaftskammer NRW, der Förderverein Apis, der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker sowie der Kreisimkerverein Münster im Jahre 2006 zum ersten Mal den Apisticus des Jahres verliehen, war Frau Dr. Eva Rademacher aus Berlin unsere erste Preisträgerin.
Die Bewertungskommissionen waren beeindruckt von der Zähigkeit und Ausdauer, die Frau Dr. Rademacher bei den aufwändigen Zulassungsverfahren der Ameisensäure bewies. Dank ihres Einsatzes konnten der Imkerschaft Produkte an die Hand gegeben werden, die eine rückstandsarme, ja rückstandsfreie Honigproduktion ermöglichten.
Auf der anderen Seite war es ein junger Wissenschaftler, der Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts begann, im Honig nach Rückständen aus der Varroabehandlung zu suchen. Er war es, der damals die Finger in eine empfindliche Wunde legte und schonungslos auf Rückstände in Honig und später auch in Bienenwachs hinwies. Auf seine Analysenergebnisse geht die Forderung der Imkerschaft nach der sogenannten „weichen Chemie“, der Behandlung mit Ameisensäure, zurück.
Heute verleihen wir Dr. Klaus Wallner, dem Honiganalytiker der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim, den Apisticus des Jahres 2013.
Die ersten Analysen führte Dr. Wallner 1988 in einem vom Deutschen Imkerbund finanzierten Projekt durch, das die Rückstandssituation von Bienen-Arzneimitteln und Pflanzenschutzmitteln im Honig klären und die Reinheit des Honigs überwachen sollte. Solche Analysen werden auch heute noch vom Deutschen Imkerbund in Auftrag gegeben.
In einer Zeit, in der die meisten von uns am liebsten gar nichts über Rückstände im Honig wissen wollten, hat Dr. Wallner auf das Problem hingewiesen. Mit seinen Ermahnungen hat er sich damals nicht nur Freunde gemacht, ganz im Gegenteil! Die Älteren unter ihnen werden sich noch an seinen Vortrag auf dem 2. Apisticus-Tag 1993 erinnern, vor genau 20 Jahren an dieser Stelle, wo er unter dem Titel „Honig unter der Lupe, Wunsch und Wirklichkeit“ einen Vortrag zum Thema:“ Varroabekämpfung – Risiko für Wachs und Honig?“ hielt. Es ging ein Ruck durch die Imkerschaft und die Forderung nach Alternativen zu Folbex VA Neu, Perizin oder Apistan wurde laut.
Zwei Jahre zuvor hatte das Bieneninstitut der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe angefangen, Münsteraner Honige auf Rückstände bei Klaus Wallner untersuchen zu lassen. Die Sensibilisierung der Imkerschaft trug Früchte. So entstand die „Gläserne Wabe“, eine Honigbewertung in der Stadt Münster, die Rückstandsanalytik zur Pflicht bei der Prämierung machte. Es war in den folgenden Jahren der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker, der mit seiner landesweiten Honigprämierung nun im zehnten Jahr rückstandsfreie Honige auslobt und über 1.000 Honiglose jährlich einer Prüfung auf Herz und Nieren unterzieht.
In der rückblickenden Betrachtung wird deutlich, wie wichtig die Arbeit von Dr. Wallner war: nur durch seine kreative Forschungstätigkeit, nur durch seinen kriminalistischen Scharfsinn, sein unermüdliches Suchen und nicht zuletzt durch sein stetes, fachliches Mahnen ist in Deutschland eine Bewusstheit zur Reinheit unseres Honigs entstanden, die europaweit ihresgleichen sucht.
Dr. Wallner gab und gibt den Ausrichtern des Apisticus-Tages die notwendige Rückendeckung bei der Forderung nach biologischen und biotechnischen Varroa-Bekämpfungsstrategien. Alle Aktivitäten der Landwirtschaftskammer, des Landesverbandes und des Kreisimkervereins hat er fachlich unterstützt und mitgetragen.
Die Imkerschaft in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus in ganz Deutschland kann dankbar sein, dass sie über so einen Spezialisten für Rückstände in Wachs und Honig verfügt. Dr. Wallner zählt heute zu den besten Spezialisten auf dem Gebiet der Honig- und Wachsanalytik. Seine Expertise ist auch bei der chemischen Industrie gefragt und vielleicht sogar gefürchtet. In ihm vereinigen sich die Kompetenzen eines erfahrenen Imkers mit denen eines Wissenschaftlers und Honiganalytikers.
Er hat an jedem Ort und zu jeder Zeit, in jeder Schulung und in jedem Vortrag auf die Rückstandsproblematik im Honig hingewiesen und auf die notwendige naturbelassene Qualität der imkerlichen Produkte großen Wert gelegt.
Heute wollen wir uns bei ihm für die Weitsicht und für sein Engagement bedanken.
Dr. Klaus Wallner erhält diesen Ehrenpreis für sein außerordentliches Engagement zur Naturbelassenheit deutschen Honigs. Über seine Tätigkeit als Wissenschaftler hinaus hat er gegen den Zeitgeist auf die Rückstandsproblematik der Varroabehandlung immer wieder mahnend hingewiesen. Ihm ist es maßgeblich mit zu verdanken, dass in Deutschland bei der Varroabehandlung vor allem biologische und biochemische Methoden bevorzugt eingesetzt werden. Seiner forschenden Tätigkeit ist es außerdem zu verdanken, dass bei der Rückstandsproblematik aus Pflanzenbehandlungen in Landwirtschaft, Obst- und Gartenbau Gefahren rechtzeitig erkannt und gebannt werden konnten.
Münster, den 02. Februar 2013
Peter Maske
Präsident des Deutschen Imkerbundes