Apisticus des Jahres 2020

Laudatio
für
Frank Reichardt

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr verehrte Gäste, liebe Imkerinnen und Imker,

heute verleihen wir zum 15. Mal den „Apisticus des Jahres“ an eine verdiente Persönlichkeit aus Ihren Reihen, einen Ehrenpreis, der jenen Persönlichkeiten verliehen werden soll, die sich in besonderer Weise um Imkerei und Bienenkunde verdient gemacht haben und deren Entscheidungen von großer Tragweite für das Wohl der Imkerschaft waren.

Der Apisticus-Tag ist dafür bekannt, dass er aktuelle Probleme der Imkerei thematisiert, die sachliche Diskussion anregt und fördert und somit auch zu einer von der Imkerschaft getragenen Entscheidung oder Lösung beiträgt. Deshalb ist gerade dieser Tag in besonderer Weise dazu geeignet, einen Ehrenpreis zu verleihen, der herausragende Leistungen einzelner Persönlichkeiten, die über das normale Engagement hinausgehen, hervorhebt und den Fokus in der Öffentlichkeit noch einmal auf genau diese Leistung lenkt.

Als 2006 erstmalig dieser Ehrenpreis vergeben wurde, haben die Initiatoren des Preises sehr anspruchsvolle Kriterien festgelegt, nach denen sich die Vergabe richten muss. Zwei unabhängige Kommissionen entscheiden über die auch aus der Imkerschaft an sie herangetragenen Vorschläge. So gibt es Stimmen, die den Apistgicus des Jahres als den Oskar des Imkerwesens bezeichnen.

Ich darf aus den heute hier ausliegenden Vergaberichtlinien zitieren:

„Der „Apisticus des Jahres“ ist eine Auszeichnung, mit der besondere Verdienste ausgezeichnet, herausragende Ereignisse gewürdigt oder besondere Tätigkeiten einzelner Persönlichkeiten, Vereinigungen oder Institutionen herausgestellt werden sollen. Für den „Apisticus des Jahres“ können Personen, aber auch Vereinigungen oder Institutionen vorgeschlagen werden, die besondere Verdienste um Imkerei, Bienenkunde oder diesen Bereichen nahestehenden Fachgebieten erworben haben, Entscheidungen von großer Tragweite für die Imker getroffen haben oder in besonderer Weise der Imkerschaft verbunden sind.“

Geehrt wurden bisher Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen. So zählen zu den Preisträgern Wissenschaftler wie Dr. Eva Rademacher aus Berlin oder Dr. Klaus Wallner von der Landesanstalt in Hohenheim. Aber auch ökologisch engagierte Imker und Naturschützer wie Utto Baumgartner von der Blühenden Landschaft, der Buchautor Helmut Hintermeier. Imkermeister Thomas Radetzki zählt ebenso zu den Preisträgern wie Dr. Friedhelm Jäger, damals Ministerialrat im Nordrhein-Westfälischen Ministerium, der sich sehr für eine moderne Sichtweise in der Bekämpfung der Amerikanischen Faulbrut eingesetzt hatte.

Heute wird eine Persönlichkeit aus der Imkerschaft mit dem „Apisticus des Jahres“ ausgezeichnet.

Die Persönlichkeit, die wir heute ehren hat meinen persönlichen Lebensweg am Bieneninstitut in Münster eng begleitet und daher bin ich stolz, heute für ihn die Laudatio halten zu dürfen. Er stammt aus den neuen Bundesländern und hat nach der Wende seine ganze Energie daran gesetzt, die Imkerschaft neu zu organisieren und zu motivieren, weiter zu machen, nicht aufzugeben, sondern mit neuen Ideen und kreativen Lösungen den Heimatverband zu stärken. Unser diesjähriger „Apisticus des Jahres“ versteht es in einzigartiger Weise, und das habe ich immer an ihm bewundert, sowohl mit bodenständigen Imkern als auch mit hochrangigen Politikern oder Wissenschaftlern zu sprechen, zu diskutieren und die zentralen Themen des imkerlichen Handwerks deutlich zu machen und durchzusetzen..

Unvergessen ist der Deutsche Imkertag kurz nach der Wende, zu der er eingeladen hatte und in seinem Heimatort Tröbnitz zu einem wunderbaren Festabend einlud, unvergessen für mich sind auch die vielen Vorträge in Thüringen, wo ich im Weimarer Bienenmuseum übernachten durfte.

Naja, nun sollte jeder wissen, wen wir meinen. Ich glaube er ist größer als ich, und da ich abgenommen hab wohl auch schwerer …

Im Jahr 2002 übernahm unser Preisträger, mit Namen Frank Reichhard, den Vorsitz des Landesverbandes Thüringer Imker e.V. und hat sich dort als kompetenter, weitsichtiger und durchsetzungsfähiger Organisator nicht nur um die Förderung der Imkerei in Thüringen verdient gemacht.

Durch sein entschlossenes Engagement konnte das Deutsche Bienenmuseum in Weimar langfristig erhalten werden. Der Landesverband Thüringen übernahm 2004 dessen Trägerschaft, unterstützt durch den Deutschen Imkerbund. Mithilfe eines soliden Finanzierungskonzeptes, konnte seitdem der Fortbestand des 1907 durch Ferdinand Gerstung und August Ludwig gegründeten Deutschen Bienenmuseums gesichert werden. Ohne die ständige Präsenz des Landesverbandes und Übernahme der Verantwortung wäre dies sicherlich schwer umsetzbar gewesen.

Aber unser Apisticus des Jahres - Frank Reichardt - hat es möglich gemacht, dass sich das Museum heute in die vielen Kulturstätten von Weimar einreiht. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung erachten wir dies als einen herausragenden Verdienst für die Imkerei in Deutschland.

Ein Bienenmuseum muss natürlich auch gefüllt werden und auf soliden finanziellen Füßen stehen, dazu setzte Frank Reichhard eine satzungsgemäße Umlage durch, richtete die Geschäftsstelle des Landesverbandes Thüringer Imker ein, öffnete das Museum ganzjährig, bot Gruppenführungen an und gab die Räumlichkeiten auch zur Vermietung frei.

Es finden nun alljährlich große Veranstaltungen statt, hier ist der Bienenmarkt zu nennen aber auch die Backofenfeste mit einem ganz besonderen Bienenstich und last but not least der unvergessene Adventsmarkt.

Dabei stehen die imkerlichen Veranstaltungen im Vordergrund und erhöhen stetig den Bekanntheitsgrad des Bienenmuseums.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit erhielt das Museum eine eigene Homepage, auch das macht sich bekanntermaßen nicht von selbst.

Der Mitteldeutsche Imkertag, bei dem die 3 großen mitteldeutschen Verbände zusammenarbeiten steht für die offene und verbindende Sicht unseres Preisträgers. Jeder Verband alleine könnte diese Veranstaltung nicht stämmen, aber zusammen, gemeinsam, im Team gelingt alles.

Frank Reichardt hat sich also mit seiner intensiven und langjährigen Arbeit im besoderen Maße um die Imkerei, die Bienenkunde und dem Bewusstsein für diese wunderbaren Insekten im öffentlichen Raum verdient gemacht und mit der Leitung des Deutschen Bienenmuseums für kommende Generationen von Interessierten und Fachleuten einen Ort erhalten, der seinesgleichen sucht. Dies wird durch den „Apisticus des Jahres 2020“ gewürdigt.

Wir ermuntern Sie, das Deutsche Bienenmuseum in Weimar zu besuchen und die Geschichte der Imkerei in Deutschland hautnah zu erleben.

 

Münster, den 01. März 2020

 

Dr. Werner Mühlen
Referent für Bienenkunde a.D.