Bernhard Jaesch
Imker- und Gärtnermeister, Gärtnerei Immengarten, Spenge, Bennigsen
Bienengehölze + Klimawandel: Wetterextreme 2017 – 2018
Hier einige Pflanzen, die trotz früher Blütezeit bis minus 20 Grad vertragen und danach sofort weiterblühen:
Lonicera fragrantissima Winter – Duftgeißblatt
Mahonia japonica Hivernant Immergrüne Mahonie
Viburnum bodnantense „Dawn“ Winter – Duftschneeball
Chimonanthus praecox Chinesische Winterblüte
Cornus mas Kornelkirsche
und sämtliche Weiden, nicht nur
Salix caprea Mas Salweide
Anschließend erfolgt für gewöhnlich die Obst- und Rapsblüte. Als nächstes benötigen wir jedoch Gehölze, die auch einen Spätfrost (wie z.B. am 20. April 2017 mit minus (!) 5 – 8 Grad) unbeschadet überstehen und trotzdem im gleichen Jahr noch blühen, z.B.
Koelreuteria panicualata Blasenbaum
Sophora japonica Schnurbaum
Toona sinensis Chinesischer Gemüsebaum
So geschehen beispielsweise bei diesen aufgeführten Bäumen. Ihre Austriebe sind bei dem o.a. Frost komplett abgefroren, aber bereits 4 Wochen später war von den Frostschäden nichts mehr zu sehen, ein Neuaustrieb erfolgte und die Gehölze haben so herrlich geblüht, wie sonst auch.
An meiner Winter- und Sommerlinde waren zunächst keine Frostschäden sichtbar, aber nach 14 Tagen waren leider alle (!) Blütenansätze abgefallen, da erfroren – es gab somit in 2017 bei mir keinen Lindenhonig.
FRAGE: welche Pflanze ist jetzt besser an unser Klima angepaßt, die Europäer oder die Asiaten?
Da ich in meinem Arboretum und meiner Gärtnerei aber auch noch einige wenige andere Lindenarten kultiviere, haben später doch noch Linden bei mir geblüht, zum Beispiel:
Tilia tomentosa Brabant Silberlinde
Tilia flaccida Frühe Amerikanische Linde
Tilia henryana Henrys Linde
Diese Linden haben zwar etwas für meine Bienen gebracht, für mich als Imker und die Honiggläser waren es jedoch zu wenig Exemplare.
Meine Euodia–Bäume (Bienenbäume) blühten im Jahr 2017 sehr unterschiedlich: einzelne Bäume standen in voller Blüte, Nachbarbäume blühten nur zu ca. 15%, und einige Exemplare blühten fast gar nicht – dieses hat aber mit den Spätfrösten nichts zu tun, sondern ist ein deutliches Zeichen für genetische Vielfalt.
In 2018 blühten alle Gehölze wirklich überreich; so begann die Lindenblüte beispielsweise mit der Sommerlinde (Tilia platyphyllus) vom 30. Mai bis 09. Juni, und endete mit Henrys Linde (Tilia henryana subglabrata) am 20. September 2018. Meine Sommerlinde blühte hingegen im Jahr 2016 vom 3. Juni bis zum 22. Juni – man kann also sehen, dass sich Blühzeiträume nicht genau für jedes Jahr gleich festlegen lassen, sondern von vielen Faktoren abhängig sind und damit variieren. In der nachfolgenden Aufstellung lassen sich die oben erwähnten Abweichungen der Blütezeitpunkte zur Zeit der Lindenblüte eindeutig erkennen. Alle Daten habe ich in meinem Arboretum für Bienenpflanzen ermittelt, es lässt sich feststellen, dass immer eine oder mehrere Linden nacheinander bzw. miteinander geblüht haben:
2018 2016
Tilia platyphyllus lacciniata 01.06. – 13.06.
Tilia cordata 04.06. – 16.06. 14.06. – 23.06.
Tilia flaccida 06.06. – 17.06 18.06. – 29.06.
Tilia maximowicziana 09.06. – 20.06. 22.06. – 07.07.
Tilia euchlora 10.06. – 28.06. 02.07. – 21.07.
Tilia tomentosa Brabant 14.06. – 30.06. 03.07. – 17.07.
Tilia oliveri 29.06. – 07.07.
Die Lindenblüte 2018 endete mit Tilia henryana (Henrys Linde) am 20. September.
Inzwischen besitze und verkaufe ich mehr als 30 verschiedene Lindenarten in meinem Arboretum und meiner Gärtnerei, allerdings konnte ich die genaue Abfolge der Blütezeiten bei etwa 10 Sorten noch nicht bestimmen, da hierfür die Linden am gleichen Standort blühen müssen, und einige Arten aufgrund ihres „jungen Alters“ noch nicht geblüht haben.
Übrigens: meine Bienenbäume (Euodia hupehensis) blühten in 2018 vom 26. Juni bis 12. August und mein Waagvolk meldete für die Zeit vom 28.06. bis 28.08.2018 eine Gesamtzunahme von stolzen 15,5 kg, während mir andere Imker berichteten, dass sie seit Anfang Juli fast alle zufüttern mussten, damit die Völker nicht verhungern.
Ich hingegen konnte so noch besonders aromatischen, enzymreichen Honig ernten (Invertasewert lt. Honiganalyse des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – Institut für Bienenkunde Celle, Prüfzeitraum 10.09. bis 19.09.2018 = 240,6 U/kg) – also beinahe schon ein „Medizinal – Honig“…..