Ekkehard Hülsmann
Vorsitzender des Landesverbandes Badischer Imker e.V., Appenweier

Geschehnisse im Oberrheingraben
aus Sicht der betroffenen Imker

 

Am 20.01.2009 hat der Minister für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg Peter Hauk den Abschlussbericht „Beizung und Bienenschäden“ vorgestellt, in dem die Massenvergiftung der Bienen durch die Anwendung des Maisbeizmittels Clothianidin im Frühjahr 2008 wissenschaftlich dokumentiert wurde. Für die schonungslose Offenlegung der katastrophalen Auswirkungen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Maisanbau danken wir Imker dem Land Baden-Württemberg. Es ist weltweit die erste umfassende Untersuchung der Ursache-Wirkung-Zusammen­hänge von Neonicotinoiden auf unsere Umwelt (Download unter www.mlr.baden-wuerttemberg.de oder www.badische-imker.de).

Wie kam es dazu?

Ab dem 26.04.2008 hatten die Pflanzenschutzdienste im Oberrheingraben großflächig Vergiftungsschäden an Bienenvölkern erfasst. Vermutete Ursachen waren Pflanzenschutzmaßnahmen im Erwerbsobstbau. Mit der „Brand-Mail“ vom 05.05.2008 (00:17 Uhr) an Minister Hauk hat der Landesverbandsvorsitzende Ekkehard Hülsmann das Maisbeizmittel PONCHO PRO und die pneumatischen Sämaschinen als Auslöser für die Umweltkatastrophe in Baden erstmals klar benannt. Damit war es möglich, zeitnah Beweismaterial zu sichern. Bereits am 06.05.2008 hat der Landesverband die Erfassung der Schadenersatzansprüche eingeleitet. Große Solidarität kam aus breiten Teilen der Bevölkerung und den Medien, die bundesweit seit nunmehr 10 Monaten unser Problem zu einem zentralen Thema machen.

Wir Imker hatten eigentlich gefordert, die Maisaussaat im Mai 2008 sofort zu stoppen und damit den Schaden zu begrenzen. Dies konnten wir in Baden-Württemberg im Gegensatz zu Bayern nicht erreichen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat jedoch schnell gehandelt und das Ruhen von acht Maisbeizmitteln bereits am 15.05.2008 angeordnet. Die Aussaat mit pneumatischen Sämaschinen wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit Eilverordnung am 24.05.2008 verboten. Schnell hat auch Bayer Crop Science als Hersteller der beanstandeten Beizmittel reagiert und sich nicht nur an der arbeitsaufwändigen Schadensfeststellung beteiligt, sondern für die mehr als 12.000 geschädigten Bienenvölker unkompliziert 2,25 Millionen EURO Soforthilfe zur Verfügung gestellt.

 

Es bleiben viele Fragen.