Apisticus des Jahres 2019
Laudatio
für
Bundesumweltministerin
Svenja Schulze
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Gäste, liebe Imkerinnen und Imker,
heute verleihen wir zum 14. Mal den „Apisticus des Jahres“. Durch den „Apisticus des Jahres“ werden, Jahr für Jahr auf dem Apisticus-Tag in Münster, besondere Verdienste ausgezeichnet, herausragende Ereignisse gewürdigt oder besondere Tätigkeiten einzelner Persönlichkeiten, Vereinigungen oder Institutionen herausgestellt. Für den „Apisticus des Jahres“ können Personen, aber auch Vereinigungen oder Institutionen vorgeschlagen werden, die besondere Verdienste um Imkerei, Bienenkunde oder diesen Bereichen nahestehenden Fachgebieten erworben haben, Entscheidungen von großer Tragweite für die Imker getroffen haben oder in besonderer Weise der Imkerschaft verbunden sind und in Wissenschaft, Verwaltung, Öffentlichkeit oder Medien tätig sind.
Der Apisticus-Tag ist dafür bekannt, dass er aktuelle Probleme der Imkerei thematisiert, die sachliche Diskussion anregt und fördert und somit auch zu einer von der Imkerschaft getragenen Entscheidung oder Lösung beiträgt. Deshalb ist gerade dieser Tag in besonderer Weise dazu geeignet, einen Ehrenpreis zu verleihen, der herausragende Leistungen einzelner Persönlichkeiten, die über das normale berufliche Engagement hinausgehen, hervorhebt und in der Imkerschaft noch einmal die Aufmerksamkeit auf genau diese Leistung lenkt.
Heute zeichnen wir eine Persönlichkeit aus der Politik mit dem „Apisticus des Jahres“ aus. Im Juni 2018 hat das Bundeskabinett auf Vorschlag der Bundesumweltministerin Svenja Schulze das "Aktionsprogramm zum Insektenschutz" beschlossen. Dieses umfasst u.a. neun Handlungsbereiche, in denen Maßnahmen zum Schutz von Insekten und ihrer Artenvielfalt ergriffen werden sollen. Es handelt sich um
- die Förderung der Lebensräume für Insekten und der Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft,
- die Wiederherstellung und Vernetzung von Lebensräumen für Insekten in anderen Landschaftsbereichen,
- die Stärkung der Schutzgebiete als Lebensräume für Insekten,
- die Verminderung der Anwendung von Pestiziden,
- die Reduktion der Einträge von Nähr- und Schadstoffen in Böden und Gewässern,
- die Reduktion der Lichtverschmutzung,
- die Vertiefung der Forschung um Wissen zu vermehren und Wissenslücken zu schließen,
- die Verbesserung der Finanzierung um Anreize zu schaffen und
- die Förderung des Engagements der Gesellschaft.
Sehr geehrte Damen und Herren, durch dieses Eckpunkteprogramm soll dem drastischen Rückgang der Insekten ganzheitlich entgegen gewirkt werden. Das Bundesumweltministerium ergreift hier die Initiative. Andere Bundesministerien werden angehalten entsprechende Aktivitäten für ihre Bereiche, wie z.B. Landwirtschaft, Bauwesen und Forschung zu entwickeln. Imker-, Natur- und Umweltschutzverbände begrüßen dieses „Aktionsprogramm zum Insektenschutz“. Endlich ist das Wissen um den dramatischen Rückgang der heimischen Insekten in der Bundespolitik angekommen. Teilen der Bevölkerung wurde der Rückgang der Honigbienen bereits vor mehr als 10 Jahren bewusst. Daher entschlossen sich wieder mehr Menschen Honigbienen zu halten. Einhergehend steigt seit Jahren in Deutschland auch die Anzahl an Honigbienenvölkern deutlich auf mittlerweile 900.000 Völker an.
Das Volksbegehren in Bayern zeigt, dass mittlerweile die Bevölkerung für die Rettung der Biene mobilisiert werden kann. Dabei geht es um viel mehr als unsere Honigbienen. Die Honigbiene ist allerdings systemrelevant. In unserer Agrar- und Kulturlandschaft ist sie unverzichtbar geworden. Schätzungsweise 80% der insektenbestäubten Nutz- und Wildpflanzen werden durch die Honigbiene bestäubt, ein enormer volkswirtschaftlicher Nutzen. Aber die Bedeutung der Honigbiene für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichtes für insekten-bestäubte Wildpflanzen ist nicht zu beziffern. So sorgt die Honigbiene für artenreiche Pflanzengesellschaften, die von Wildbienen als Nahrungsquelle gesucht werden. Nicht zu vernachlässigen ist zudem die Tatsache, dass Honigbienen anderen Tieren als Nahrung dienen.
Die Vielfalt an bestäubenden Insekten ist riesig und geht weit über Honig- und Wildbienen hinaus. Auch Schmetterlinge, Schwebfliegen und Wespen sind Teil dieser Vielfalt und es gilt diese Arten ebenso zu schützen und zu erhalten, wie unsere Honigbiene. Unser Landesverband sieht auch hier auch die Imkerinnen und Imker in der Pflicht und fördert deren Engagement durch den Fachbereich Bienenweide, Natur- und Umweltschutz mit seinen Bienenweidefachberatern. Daher setzen wir große Hoffnungen in das „Aktionsprogramm zum Insektenschutz“ nicht nur für die Honigbiene, sondern für eine Umwelt in der Insekten ausreichend Nahrung finden und nicht gefährdet sind. Dies auch vor dem Hintergrund, dass wir unseren Kindern und Enkelkindern eine vielfältige Natur- und Umwelt hinterlassen wollen, die wir für lebenswert erachten.
Die Apisticus-Kommission stellte in ihrer Begründung zur Verleihung des diesjährigen „Apisticus des Jahres“ besonders heraus, das durch das „Aktionsprogramm zum Insektenschutz“ ein breites Feld für die Forschung eröffnet und finanziert werde. Von dieser Maßnahme können auch die Honigbienen und ihre nächsten Verwandten profitieren. Für die Imkerschaft birgt dieses Programm der Bundesumweltministerin ein enormes Potential. Das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ wird dazu beitragen, die wissenschaftlichen Grundlagen zu vertiefen und wissensbasierte Konzepte zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu erarbeiten.
Sehr geehrte Damen und Herren, Svenja Schulze zeigt mit diesem Programm, dass dieses Thema ernst genommen und ein verbesserter Schutz der Insekten und ihrer Lebensräume angestrebt wird. Daher hat die Apisticus-Kommission beschlossen den „Apisticus des Jahres 2019“ an die Bundesministerin für Umwelt, Nuturschutz und nukleare Sicherheit, Frau Svenja Schulze, zu verleihen. Die Düsseldorferin Svenja Schulze trat 1988 in die SPD ein. Sie erlangte 1996 den Magister der Germanistik und Politikwissenschaften an der Ruhruniversität Bochum. Von 1997 bis 2000 und von 2004 bis 2018 war sie Abgeordnete im Landtag unseres Bundeslandes NRW. In den Jahren 2010 bis 2017 gehörte sie als Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung unserer Landesregierung an. Anschließend war sie ein Jahr lang Generalsekretärin ihrer Partei in NRW. Seit März 2018 gehört sie als Ministerin für Umwelt, Nuturschutz und nukleare Sicherheit der Bundesregierung an.
Frau Svenja Schulze hat sich mit dem „Aktionsprogramm Insektenschutz“ besondere Verdienste um die Imkerei, Bienenkunde und dem diesen Bereichen nahestehendem Fachgebiet Insektenschutz erworben und damit eine Entscheidungen von großer Tragweite für die Imkerinnen und Imker sowie den Insektenschutz getroffen. Dies wird durch den „Apisticus des Jahres 2019“ gewürdigt.
Gerne hätte ich heute den „Apisticus des Jahres 2019“ hier und jetzt Frau Bundesministerin Schulze überreicht. Leider musste sie den Termin kurzfristig absagen. Der Preis wird ihr daher bei anderer Gelegenheit ausgehändigt.
Münster, den 02. März 2019
Dr. Thomas Klüner
Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker
Dr. Marika Harz
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Münster