Jürgen Tautz
BEEgroup, Biozentrum, Universität Würzburg
Die Bestäuber der Welt
Honigbienen sind eine extrem artenarme Gruppe, aber ihr gestaltender und erhaltender Einfluss auf Biotope ist überragend. Die gesamte Biologie der Honigbienen ist darauf ausgelegt, den Blütenpflanzen und damit ihrer Umwelt Materie und Energie zu entnehmen und so zu organisieren, dass daraus Tochterkolonien von höchster Qualität entstehen. Diese zentrale Einsicht ist der Schlüssel zum Verständnis der erstaunlichen Errungenschaften und Leistungen der Honigbienen.
Die Schlüsselfähigkeiten, auf denen Honigbienen ihren Erfolg begründen, haben verblüffende Ähnlichkeiten mit den evolutiven Erfindungen einer anderen extrem erfolgreichen Tiergruppe, den Säugetieren. In ihrer Arbeitsteilung, Kooperation, und Kommunikation haben die Staaten der Honigbienen eine Spitzenstellung erreicht. Als Superorganismen sind sie von ihrer Umwelt in einem Ausmaß unabhängig geworden, wie nur wenige weitere Tierarten.
Alle biologischern Leistungen des Superorganismus Bienenkolonie (der BIEN) sind nur möglich durch die enge Verzahnung der Biologie der Blütenpflanzen mit der Biologie der Honigbienen. Der gegenseitige Nutzen dieser beiden grundverschiedenen und doch so sehr voneinander abhängigen Lebensformen ist vielfältig und noch längst nicht vollkommen verstanden. Wir Menschen sind von der engen Partnerschaft der Honigbienen mit den Blütenpflanzen in hohem Masse abhängig.