Dr. Thomas Klüner

Grußwort Apisticus-Tag 2017
Dr. Thomas Klüner
1. Vorsitzender Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Imkerinnen und Imker,

ich freue mich Sie heute im Namen des Landesverbandes Westfälischer und Lippischer Imker auf dem 26. Apisticus-Tag in Münster begrüßen zu dürfen.

„Biene und Mensch“ lautet das Motto des diesjährigen Apisticus-Tages. Honigbienen leben seit mindestens 25 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Der moderne Mensch erschien erst vor etwa 160.000 Jahren auf der Erde. Bereits die frühen Menschen nutzten den Honig der Bienen als süßes kohlenhydrathaltiges Nahrungsmittel und fürchteten deren Stachel; nicht anderes als viele unserer heutigen Zeitgenossen. Zunächst wurden die Nester der Bienen von den Jägern und Sammlern geplündert. Bereits vor mehr als 5.000 Jahren hielten aber bereits die alten Ägypter und andere Hochkulturen Honigbienen in eigens für sie geschaffenen Behausungen. In Mitteleuropa wurden im Mittelalter durch die Zeidler in den Wäldern in lebenden Bäumen Behausungen für die Bienen geschlagen. Dann wurden die Honigbienen in Klotzbeuten, Strohkörben und Bienenkisten verschiedenster Art an die Wohnstätten der Menschen geholt.

Bereits in der vorchristlichen Zeit zogen die Honigbienen die Menschen in den Bann, vermutlich nicht nur wegen des Honigs und Wachses. In vielen Hochkulturen des Altertums hatten Bienen religiöse oder kultische Bedeutungen. Die meisten der Vorgänge in den Bienenvölkern blieben den Menschen dieser Kulturen verborgen und nicht erklärbar. Neben guten Beobachtungen dieser Vorgänge, entstanden in diesen Zeiten verschiedene mythische Erklärungsversuche. Erst in der Neuzeit wurden mehr und mehr dieser Rätsel entschlüsselt. Wir wissen heute soviel wie nie zuvor über die Honigbienen, ihren Staat und deren Rolle in der Natur. Wir wissen aber noch lange nicht alles und so werden immer wieder moderne Mythen in die Welt gesetzt.

„Biene und Mensch“ diese Beziehung ist in unserem Land seit etwa zehn Jahren wieder sehr modern. Bis etwa 2005/2006 nahm die Anzahl an Menschen, die in Westfalen-Lippe Bienen hielten auf weniger als 6.000 ab. Seit dieser Zeit wuchs die Mitgliederzahl unseres Landesverbandes dann wieder auf fast 8.400 im letzten Jahr an. Dies entspricht einer Mitgliederzahl wie wir sie zuletzt vor 50 Jahren verzeichneten. In die 223 Imkervereine unseres Landesverbandes traten 2016 rund 1000 Neumitglieder, vermutlich so viele wie nie zuvor ein. Diese Entwicklung stellt sich in ganz Deutschland ähnlich positiv da. War in der Vergangenheit die Gewinnung von Honig der Antrieb Bienen zu halten, so ist es heute vielfach der Bienen- und Naturschutz. Seit dem der moderne Mensch die Erde bevölkert veränderte er die Natur. Dieser Einfluss des Menschen war sicherlich noch nie so groß wie heute und beeinflusst auch stark die Lebensbedingungen der Honigbienen; leider eher zum Nachteil als zum Vorteil für die Bienen. Daher müssen heute die Menschen, die Honigbienen halten – also wir Imkerinnen und Imker - mehr den je Bienenschützer anstelle von Bienennutzern sein.

Das Thema „Bienen und Mensch“ wird auf dem diesjährigen Apisticus-Tag von zwei Seiten angegangen, zum einen der Nutzen der Bienenprodukte für die Gesundheit des Menschen und zum anderen die Schwierigkeiten mit denen unsere Honigbienen heute oder in Zukunft zu kämpfen haben. Gerade letzterer Aspekt muss uns Imker und Imkerinnen, die Bienenwissenschaftler, die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und den Imkerverbänden sowie die breite Öffentlichkeit wachrütteln. Es sind diese Herausforderungen: Pflanzenschutzmittel, kleiner Beutenkäfer, die südostasiatische Hornisse und verfälschtes Wachs, über die in den nächsten zwei Tagen auf dem Apisticus-Tag berichtet und diskutiert werden. Wenn die in den entsprechenden Vorträgen dargestellten Probleme akut werden, so erwarten die Imkerinnen und Imker zu Recht Lösungen durch die Imkerverbände, die Wissenschaft, Staat und Gesellschaft zum Schutz der Honigbienen und deren wertvollen Produkte. Dies ist z. B. am Thema Wachs bereits heute deutlich erkennbar. Während Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Wachs die Qualität des Honigs negativ beeinflussen können, kann die Streckung von Wachs durch z. B. Paraffin oder Stearin im Extremfall zum Sterben von Bienenvölkern führen. Von den Imkerinnen und Imkern wird daher zurecht gefordert, dass auf die Reinheit und Qualität des Wachses aus dem die Mittelwände für ihre Völker produziert werden, zu achten sind. Hier sind der Deutsche Imkerbund mit seinen Landesverbänden, die Bieneninstitute, die Wirtschaft und der Gesetzgeber gefordert, zunächst entsprechende Standards für dieses Wachs festzulegen und deren Einhaltung dann auch wirkungsvoll zu überwachen. Ich wünsche mir daher, dass von diesem Apisticus-Tag die zukünftigen Herausforderungen aufgezeigt werden und dem Deutschen Imkerbund mit seinen Landesverbänden, den Bienenwissenschaftlern, der Wirtschaft sowie Politik und Behörden die erforderlichen Impulse zum Handeln gegeben werden.

Dem 26. Apisticus-Tag wünsche ich viele Menschen, die sich über den Nutzen und die Schutzerfordernisse der Bienen informieren möchten und einen guten Verlauf. Ihnen wünsche ich spannende Vorträge, wertvolle Informationen und angenehme Gespräche zum Nutzen für Ihre Imkerei und zum Wohle der Bienen, Natur und Umwelt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

PDF: ApisticusTag 2017- Grusswort Klüner