Dr. Gabriela Bischoff

Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Institut für ökologische Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz, Berlin

CSI „Bienen“: Pflanzenschutzmittel-Rückständen auf der Spur

Nach dem Pflanzenschutzgesetz (§ 33 Abs. 2 Nr. 8) hat das JKI die Aufgabe, Bienen auf Schäden durch die Anwendung zugelassener Pflanzenschutzmittel zu untersuchen. Die Aufklärung von Bienen-Schadensfällen ist ein sehr komplexes Arbeitsgebiet, in dem verschiedene Personen und Institutionen mit speziellen Beiträgen tätig sind. Die Qualität jedes Bei<WBR>trags bestimmt das Endergebnis der Untersuchung mit. Die Arbeit beginnt mit den Probe<WBR>nahmen am Fund<WBR>ort der toten Bienen und beinhaltet die Auswahl des Pflanzenmaterials und eine möglichst exakte Befolgung aller Hinweise, die dem „Merkblatt für die Einsendungen von Probenmaterial bei Bienenvergiftungen durch Pflanzenschutzmittel“ und dem „Antragsformular Bienenuntersuchungen“ zu entnehmen sind. Merkblatt und Antragsformular sind auf der JKI-Internetseite

>http://www.jki.bund.de/de/startseite/institute/pflanzenschutz-ackerbau-und-gruenland/untersuchungsstelle-fuer-bienenvergiftungen.html

zu finden.

Voraussetzung für die Untersuchung der Proben ist die Einsendung von geeignetem Probenmaterial mit dem ausgefüllten Antrag an die Untersuchungsstelle für Bienenvergiftungen des JKI in Braunschweig. Eine Bienenprobe muss etwa 1000 tote Bienen (Gewicht ca. 80 bis 100 g) und eine Pflanzenprobe mindestens 100 g Material enthalten. Eine chemische Unter<WBR>suchung erfolgt in der Regel nur, wenn in Bienen- und Pflanzenproben im Biotest eine Kontaktgiftwirkung nachgewiesen werden konnte und sich aus den Ergebnissen der biologischen Untersuchungen ein positiver Befund ergibt.

Diese Proben werden mit einer Priorität (drei Stufen) versehen und gekühlt zur chemischen Bienenuntersuchungsstelle des JKI in Berlin geschickt. Im Labor werden sie mit einer rückstandsanalytischen Multimethode auf zurzeit etwa 230 Wirkstoffe geprüft, die vorrangig in Pflanzenschutzmittel-Präparaten enthalten sind. Die Stoffpalette beinhaltet neben den zugelassenen auch nicht mehr zugelassene und weitere ausgewählte bienentoxische Wirk<WBR>stoffe sowie Substanzen, die in der Imkerei zum Einsatz kommen können. Bei der Aktualisie<WBR>rung der Stoffauswahl wird das Augenmerk nicht nur auf das Inland sondern auch auf Nachbarländer gerichtet, soweit die Daten zugänglich sind.

Identifizierung und Quantifizierung der Substanzen erfolgen mit massen<WBR>spektrometrischen Methoden, für die seit 2007 in Berlin modernste Messtechnik (LC/MS, GC/MS) zur Verfügung steht. Die Multimethode wird laufend optimiert und über<WBR>prüft, z.B. nach Aufnahme neuer Wirkstoffe ins Untersuchungsprogramm. Der zeitaufwändigste Arbeitsschritt der chemischen Unter<WBR>suchung liegt in der Auswertung der Proben. Nach dem hohen Probenaufkommen im Jahr 2008 waren Über<WBR>legungen erforderlich, wie zukünftig reagiert werden soll, um schneller Ergebnisse liefern zu können. So wurden die Laborkapazität erweitert, weitere Auswerteplätze eingerichtet und die Abläufe insgesamt optimiert. Diese Maßnahmen müssen sich nun bewähren und werden ab 2010 Früchte tragen. Darüber hinaus ist angedacht, Proben durch ein Handelslabor nach exakt festgelegten Vor<WBR>gaben untersuchen zu lassen, wenn abzusehen ist, dass das Probenaufkommen die internen Kapazitätsgrenzen übersteigt.

Im Untersuchungsjahr 2008 wurden insgesamt 432 Proben darunter 206 Bienenproben, chemisch untersucht. In den Bienenproben wurden insgesamt 31 verschiedene Insektizide/Akarizide identifiziert. Die meisten Positivbefunde gab es für Clothianidin (106), Thiacloprid (71), Methiocarb (26), Fipronil (21), Dimethoat (18), Omethoat (13), Chlorpyrifos (13) und Tebu<WBR>fenozid (13). Im Untersuchungsjahr 2009 gingen 289 Proben im Labor ein, darunter 126 Bienenproben. Für 206 Proben liegen Ergebnisse vor und in den Bienenproben wurden bis Mitte Januar 2010 insgesamt 22 verschiedene Insektizide/Akarizide identifiziert. Die meisten Posi<WBR>tivbefunde gab es bisher für Thiacloprid (31), Clothianidin (21), Dimethoat (12), Omethoat (11), Lambda-Cyhalothrin (11) und Chlorpyrifos (9). In beiden Jahren bildeten Rapsproben (2008: 55, 2009: 37) die größte Gruppe bei den eingesandten pflanzlichen Materialien.