15. Apisticus-Tag 2006
Frank Filodda
Fürsten-Reform, Braunschweig
Honighandel im Wandel der Zeit
„Buten und Binnen, wagen und winnen“. Ob dieser Spruch über dem Eingangsportal des Schütting, dem Haus der bremischen Kaufmannschaft, drei Herren im Jahre 1441 veranlasste, eine Handelsgesellschaft zu gründen, die eigens den Zweck haben sollte, Honig in Stralsund zu beschaffen und diesen dann nach Reval zu senden, ist nicht bekannt. In jedem Falle verdeutlicht die Gründung dieser Firma die Tatsache, dass der Handel mit Honig zu Zeiten der Hanse ein erträgliches Geschäft gewesen sein muss. Honig aus Pommern, Mecklenburg und Niedersachsen wurde über Russland weiter in den Orient transportiert. Der reine und süße Blütenhonig aus Deutschland war vermutlich beliebter als der russische Tannenhonig.
Der Handel mit Honig hat eine mehrere Jahrhunderte alte Tradition, die aber vermutlich noch weit über dass Mittelalter zurückreicht. Schließlich wurde Honig bereits vor einigen tausend Jahren in vielen Hochkulturen als wertvolles Lebensmittel - als Süßstoff, aber auch als Medizin und als Produkt mit religiösem Charakter - hoch geschätzt. In einigen Ländern wurde er gar als Tauschmittel benutzt. Auch heute wird Honig in unveränderter Form in fast allen Ländern der Welt produziert. Die jährliche Produktionsmenge wird von der FAO, der Welternährungsorganisation, auf 1,3 Mio. Tonnen geschätzt. Der weitaus größte Teil der Honigproduktion wird jedoch in den einzelnen Ländern selbst konsumiert. So kommt es, dass nur etwa 30% der gesamten Honigproduktion auf dem Weltmarkt angeboten werden.
Deutschland ist seit Jahrzehnten einer der wichtigsten Honigmärkte weltweit. Mit einem jährlichen Pro Kopf Verbrauch von 1,3 kg Honig liegt der Bedarf bei ca. 100.000 Tonnen Honig pro Jahr. Diese Menge kann aber nur zu 20 % aus der deutschen Honigernte gedeckt werden. 80 % aller in Deutschland konsumierten Honige stammen daher aus Importen aus den Staaten der Europäischen Union und Drittländern.
Entsprechend der Bedeutung des deutschen Marktes für den internationalen Honighandel kommt Importeuren und Honigabfüllern aus Deutschland eine wesentliche Rolle zu. Durch ihre engen Beziehungen zu Lieferanten in vielen Ländern sorgen sie nicht nur dafür, dass der Verbraucher in Deutschland die gewünschte Menge und gleichzeitig eine Vielfalt an ausgewählten Honigqualitäten bekommt. Sie sorgen auch dafür, dass die steigenden rechtlichen Anforderungen an die Sicherheit und die Qualität des Produktes Honig gewährleistet werden. Insbesondere die Honigverordnung garantiert dem Verbraucher ein reines Naturprodukt, dessen Eigenschaften seit vielen Jahrtausenden bekannt und dennoch nicht erschöpfend erforscht sind. Honig ist durch seine vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten nicht nur als Tafelhonig sondern auch für die Lebensmittelindustrie ein wertvolles Naturprodukt. Darüber hinaus liefert die Imkerei für die Erhaltung der Vielfalt der Natur einen Beitrag für jede Volkswirtschaft, die weit über den Gegenwert des produzierten Honigs hinausgeht.
Umso wichtiger ist es, dass Honigproduzenten und Honighändler gemeinsam dafür sorgen, dass Vorurteile über Honigqualitäten abgebaut werden und die Wertschätzung für Honig beim Verbraucher gesteigert wird.
Daher sollte es das gemeinsame Interesse von Honighändlern und Honigproduzenten sein, das über Jahrtausende bestehende positive Image von Honig zu stärken, um im steigenden Wettbewerb zu anderen Produkten bestehen zu können und langfristig die Absatz- und Erwerbsmöglichkeiten für alle Beteiligten zu erhalten.