Eröffnung
Apisticus-Tag Münster 2013
Präsident Johannes Frizen
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Sehr geehrte Damen und Herren ....
Imkerei ist trendy … sie erlebt einen Boom, wie es die älteren Imker unter ihnen noch erinnern, als in den 70er Jahren als Folge der Ökowelle die Zahl der Imker plötzlich wieder anstieg. Heute verdanken wir den Boom in der Imkerschaft der Erkenntnis, dass Honigbienen als die wichtigsten Bestäuber unserer Wild- und Kulturpflanzen stark gefährdet sind. Ja vielleicht wären sie ohne das Engagement der Imkerschaft schon längst aus unseren Landschaften verschwunden.
Christian Konrad Sprengel schrieb in seinem 1793 veröffentlichten Buch über „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ „Wenn es keine Imker gäbe, müsse der Staat ein stehendes Herr von Bienenvölkern halten“. Christian Konrad Sprengel ist der Begründer der Blütenökologie, damals ein verachteter und in Armut gestorbener Dorfschullehrer aus Brandenburg, erhielt erst 100 Jahre nach seinem Tod erst durch Charles Darwin seine späte Anerkennung.
Heute beobachten wir, dass viele Bienenvölker den Winter nicht überstehen und wir in manchen Jahren im Durchschnitt 30% Ausfälle im Frühjahr verzeichnen. In diesem Jahr soll der Winter nach Prognosen des Bieneninstitutes in Mayen weniger dramatisch enden für unsere Bienen. Auch wenn der Varroa die Hauptschuld an dieser Entwicklung gegeben wird, so sind doch auch die Pflanzenschutzmittel, die in Raps und Mais eingesetzt werden sehr in Verruf geraten, und die EFSA, die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, hat in ihrer neuesten Veröffentlichung angemahnt, dass unter anderem für die Wirkstoffe Imidachloprid und Chlothianidin nicht genug Bewertungen vorliegen, um eine bienenschädigende Wirkung auszuschließen. In 2008 führte eine Fehlanwendung einer Saatgutbeize, die Imidachloprid enthielt, zu einem massiven Bienensterben im Oberrheingraben und in Passau. Wir müssen wachsam bleiben und bei notwendigen Pflanzenschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft und im Obst- und Gartenbau den Schutz der so wichtigen Bestäuberinsekten nicht vernachlässigen.
Das weltweite „Bienensterben“ ist in aller Munde. Jeder sorgt sich um die Bienen, aber was steht hinter diesem so oft zitierten Begriff des „Bienensterbens“. Je nachdem, wen m,an fragt bekommt man unterschiedliche Definitionen und Sichtweisen präsentiert. So legte der Biologe und auch ein Referent des heutigen Tages, Prof. Kirchner von der Universität Bochum in einem seiner letzten Vorträge vor Imkern dar, dass weltweit die Zahl der von Menschen betreuten Bienenvölker sogar zunimmt. Und in Deutschland trotz des „Bienensterbens“ die Imker in der Lage sind, die Zahl der Bienenvölker weitgehend konstant zu halten. Wir haben es in unserem Land mehr mit einem Imkersterben zu tun. Die Imkereien werden kleiner, sie betreuen statt 12-15 nur noch 5-6 Bienenvölker im Durchschnitt.
Manche Wissenschaftler behaupten ferner, dass ohne die Tätigkeit der Imkerschaft die Honigbiene in unserem Land ausgestorben wäre. Wildlebende Honigbienenvölker, mweist entflogene Bienenschwärme, werden spätestens nach zwei Jahren Opfer der Varroa. Nur die regelmäßige und sachgerechte Varroabehandlung unserer Völker sichert den Erhalt der Bestäuberinsekten.
Vielleicht ist mit dem „Bienensterben“ aber das „Wildbienensterben“ gemeint. Ende der neunzehnhundertachtziger Jahre traten die Einsiedlerbienen und Hummeln, in den Fokus des Interesses des Naturschutzes. Ein dramatischer Rückgang dieser ca. 500 Arten zählenden Bestäuberinsekten wurde in Westeuropa beobachtet. Die Wildbienen haben keine Lobby, wie Dr. Mühlen damals schon in seiner Broschüre zu Wildbienen formulierte. Wildbienen leiden sehr unter der flächendeckenden Verarmung unserer Lebensräume, der Versiegelung der Landschaften, der Verstädterung, dem Klimawandel und auch unter der modernen Agrarwirtschaft. Sie haben keine Imker, die sich um ihren Erhalt kümmern.
Der Kinofilm “More than Honey” des schweizer Regisseurs Markus Imhoof, der vor einigen Wochen in unseren Kinos angelaufen ist, und gerade in der letzten Woche den bayerischen Filmpreis erhielt, erregt vor allem die Gemüter der deutschen Imkerschaft. Sie sind erschüttert über die Art des Umgangs mit Bienen, wie es unter dem wirtschaftlichen Druck industrialisierter Landwirtschaft in den Staaten entstanden ist. Andererseits ist aber auch der vorgeführte Kontrapunkt des Almimkers in der Schweiz nicht das, was die deutsche Imkerhaft unter einer modernen Imkerei versteht .
Der typische deutsche Imker betreut seine wenigen Bienenvölker in seinem Garten oder in der Nähe seines Wohnsitzes. In NRW halten 10.000 Imkerinnen und Imker ca 60.000 Bienenvölker. Das wachsende ökologische Bewusstsein, das Wissen darum, dass die Imkerei einen der letzten naturnahen, landwirtschaftlichen Produktionszweige darstellt, bringen die Menschen zu den Bienen. Kaum ein Imker in Deutschland imkert nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, über 90 % betreiben die Imkerei als Freizeitbeschäftigung. Die Zahl der Erwerbsimker, die über 1.000 Bienenvölker halten, lässt sich an einer Hand abzählen.
Es sind gerade die kleinen Bienenstände für unseren Naturhaushalt unverzichtbar, die sich wie ein Spinnennetz über die Landschaft verteilen und überall dort Bestäuber bereitstellen, wo aufgrund der modernen Landnutzung bestäubende Insekten fehlen.
Deutscher Honig ist regionaler Honig, vom Imker nebenan. Ihn genau dort zu kaufen und einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen, sichert Bestäubung vor Ort.
Bienen sind keine Stalltiere, sie lassen sich nicht einsperren, sie leben nach wie vor als Volk in ihrer Beute am Hause des Imkers. Sie fliegen frei aus und sammeln in der Natur das, was wir Menschen einzig den Bienen verdanken, Nektar und Honigtau. Dies sind die einzigen Grundlagen aus denen sie Honig bereiten.
Anfang der 90iger Jahre; als die Diskussion um ökologische Bienenhaltung aufbrannte, formulierten Imker aus NRW zusammen mit dem Bieneninstitut der Landwirtschaftskammer NRW „Grundsätze einer bienengerechten Imkerei“. Diese 10 Grundsätze sind auch heute noch Leitlinie der Schulungs- und Beratungstätigkeit der Bienenkundler in Münster und gerade vor dem Hintergrund des sogenannten Bienensterbens und der aktuellen Diskussion aktueller denn je.
Schon damals wurde festgelegt, dass die Dichte der Honigbienenvölker und die Anzahl der Völker auf einem Bienenstand den Umweltbedingungen des Standortes angepasst sein sollen. Eine bienengerechte Imkerei ist primär eine Standimkerei, Wanderungen mit den Völkern müssen umweltverträglich erfolgen. Die Bienengesundheit ist oberstes Gebot und fördert die Selbstheilung und Vitalität der Bienen einerseits und schützt den Honig vor Umweltbelastungen jedweder Art andererseits.
Die Schulungen des Bieneninstitutes der Landwirtschaftskammer NRW haben die Grundsätze der bienengerechten Imkerei zur Grundlage, so dass jeder Kunde, der in NRW Honig beim regionalen Imker kauft, sicher sein kann, dass er ein naturbelassenes Produkt erwirbt, dass von Honigbienen bereitet wurde, die artgerecht gehalten werden.
Einen Nachdruck dieser Grundsätze können Sie heute am Bücherstand des Fördervereins erwerben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen interessante und spannende Vorträge, lebhafte Diskussionen und einen erfolgreichen 22. Apisticus-Tag Münster.