Dr. Martin Schmid
Referent für pflanzenbauliche Produktionssysteme und Nachwachsende Rohstoffe, Landwirtschaftskammer NRW, Bonn
Zwischenfrüchte, Blühflächen und neue nachwachsende Rohstoffe in der Landwirtschaft

 

Biodiversität erhöhen, Landschaftsbild bereichern und Akzeptanz in der Bevölkerung steigern sind hohe und gewollte Ziele in der Landwirtschaft. Flächendruck, steigende Pachtpreise, zum Teil hohe Schalenwilddichten sowie zunehmende wirtschaftliche und politische Zwänge sind die Kehrseite der Medaille. An den drei Beispielen Zwischenfrüchte, Blühflächen und neue nachwachsende Rohstoffe werden im folgenden pflanzenbauliche Maßnahmen dargestellt, die an Stellenwert in der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen gewonnen haben und simultan vielfältige sozioökonomische Vorteile „erwirtschaften“ können. Diese sozioökonomischen Vorteile können in den verschiedensten Bereichen, wie z.B. dem Gewässerschutz, dem Artenschutz, dem Tourismus oder aber auch anderen Naturnutzern wie Jägern oder Imkern einen Nutzen bringen.

Zwischenfrüchte im Rahmen der Fruchtfolgegestaltung und des Bodenschutzes sind vielfältig und in vielen Betrieben eine Standardmaßnahme. Gräser, Leguminosen und Hülsenfrüchte sowie zahlreiche Kreuzblütler und Wild(futter)pflanzen sind im Angebot. Die Wahl einer bestimmten Art oder Ansaatmischung hängt aber maßgeblich vom Standort und den Anbauzielen, sowie von Kosten-Nutzen der Maßnahme ab. Anbauziele des Landwirts können dabei die Eignung als Futter, Erosionsschutz, Nährstoffbindung (N-Fixierung), Humusanreicherung, Lockerung des Bodens, Unkrautunterdrückung, Eignung zur Biogasnutzung usw. sein. Diese Anbauziele können mit den sozioökonomischen Anforderungen an den Zwischenfruchtanbau konkurrieren, oft allerdings kooperieren sie. Schlussendlich ist immer ein Austausch der verschiedenen Interessengemeinschaften notwendig, um einen umfassenden und hohen Zielerreichungsgrad zu realisieren. Die Kosten und deren Verteilung ist oft ein wichtiges Argument.

Bei Blühflächen, die hier stellvertretend für viele Agrarumweltmaßnahmen herangezogen werden, sind die Kosten der Maßnahme zum Teil getragen. Durch staatliche Förderungen unterstütz der Gesetzgeber die Agrarumweltmaßnahmen, stellt aber im Gegenzug Forderungen an die Durchführung dieser Maßnahmen, was den Gestaltungsspielraum einschränkt. Aus drei Mischungen und einer Rahmenmischung kann der Landwirt im Kontext seiner Fruchtfolge bei den Blühstreifen oder Blühflächen auswählen. Weiterhin sind Größe, Anzahl und Dauer der Anlage vorgeschrieben. Auch hierbei kann der Dialog zwischen den Interessengemeinschaften helfen, den Nutzen solcher Maßnahmen zu maximieren. Größtes Hemmnis für Landwirte ist jedoch, dass die Flächen für Agrarumweltmaßnahmen in den Betrieben kaum zur Verfügung stehen, da diese mit der Maßnahme aus der klassischen Produktion fallen. Da die Ackerfläche in vielen Regionen ein immer knapperes Gut wird, nicht zuletzt durch Straßen und Siedlungsbau, sowie die Nutzungsintensität aus wirtschaftlichen Zwängen steigt, ist die Möglichkeit der Landwirte, bei Agrarumweltmaßnahmen teilzunehmen, eingeschränkt.

Neue nachwachsende Rohstoffe sind Pflanzen zur Energieerzeugung, die als Alternative – oder besser gesagt als Ergänzung – zum klassischen Energiemais angebaut werden. Klassische Vertreter dieser Pflanzen sind die gelb blühende Durchwachsene Silphie, Wildpflanzenmischungen und Riesenweizengras. Alle Kulturen haben gemeinsam, dass sie als Dauerkulturen über mehrere Jahre auf dem Feld verbleiben und somit die Vorteile von Dauerkulturen, wie eine geringere Bodenbearbeitungs-, Düngungs- und Pflanzenschutzintensität, sowie viele weitere ökologische Effekte, besitzen. Ein besonderer Vorteil der Durchwachsenen Silphie und den Wildpflanzenmischungen ist es, dass sie in der Vegetationsperiode eine lange Blühphase aufweisen. So wird ein attraktives Angebot für blütenbesuchende Insekten aber auch für das menschliche Auge geschaffen. Bisher ist es allerdings nicht möglich, das Ertragsniveau von Mais zu erzielen, weswegen diese Dauerkulturen den Maisanbau bisher „nur“ ergänzen können. Wünschenswert wäre in diesem Zusammenhang ein Streifenanbau mit diesen Kulturen an Energiemaisschlägen, um die ökologischen und anbautechnischen Vorteile auszunutzen. Auch dabei ist ein offener Dialog zwischen den Interessensgemeinschaften nötig, wenn die Anforderungen der jeweiligen Parteien offen kommuniziert und auch akzeptiert werden.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass in der Landwirtschaft verschiedene Möglichkeiten existieren, um die Agrarlandschaft attraktiver zu gestalten. Dabei muss der Landwirt immer auf seine Betriebsabläufe schauen, um wirtschaftliche Nachteile zu minimieren. Dennoch sind die pflanzenbaulichen „Werkzeuge“ so vielfältig, dass mit einer erfolgreichen Kommunikation zwischen den Interessengemeinschaften Synergien genutzt werden können. Auf einer Fläche können nicht alle Ziele gleichzeitig erreicht werden, jedoch im Gesamtbild vieler Flächen die Biodiversität erhöht, das Landschaftsbild bereichert und die Akzeptanz in der Bevölkerung gesteigert werden.