Eröffnung und Grußwort des
Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen


Anton Holz

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste, liebe Imkerinnen und Imker

Imkerei ist unbestritten Teil der Landwirtschaft, auch wenn sie meist von Freizeit- und Nebenerwerbsimkern betrieben wird und Vollerwerbsimker selten sind. Es sind aber gerade die Freizeitimker, die überall im Lande verteilt ihre Bienenstände unterhalten und so flächendeckend ein großes Heer an Bestäubern zur Verfügung stellen. Davon profitiert nicht nur die Natur sondern auch die Landwirtschaft in besonderem Maße. Viele kleine Bienenstände bilden ein engmaschiges Netz an Bestäubern, welches sich über das ganze Land legt.

Die Bienen unserer Imker sind überall zu finden, in Gärten und Parks, in Städten, auf Brachflächen, im Wald, am Wegesrand, auf den Rapsfeldern und in den Obstkulturen. Und doch ist Honig nicht ein Allerweltsprodukt. Honig ist so typisch in Geschmack, Konsistenz und Aroma wie die Landschaft in der die Bienen ihn aus Nektar und Honigtau bereitet haben. Man kann seine Geschmacksvielfalt durchaus mit der des Weines vergleichen. Deutscher Honig ist einzigartig in der Welt. Er sollte auch mit diesem Wissen vermarktet werden: auf hohem Niveau, als Qualitätsprodukt mit Gourmet-Qualität.

Der Deutsche Imkerbund schafft mit seinem Warenzeichen die Basis für diese Vermarktungsidee, verlangt er doch höhere Qualitätskriterien als das Lebensmittelrecht es für Honig vorschreibt. Es macht für deutsche Imker Sinn, ihren Honig unter diesem Warenzeichen zu vermarkten. Freizeit und Nebenerwerbsimkereien können aber nicht gegen die Vermarktungsstrategien und Wirtschaftskräfte großer Abfüller und Lebensmittelketten ankämpfen, wenn es um die Preisgestaltung für Deutschen Honig im Imker-Honigglas geht. Hier müssen neue Wege der Vermarktung gefunden werden. Einen solchen möglichen Weg repräsentiert die Aktion „Honigland: Honiggemeinschaft Regionaler Imker“ die auf eine Idee von Marianne Kehres vom Imkerverband Rheinland zurückgeht und hier auf dem Apisticus-Tag der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Unter dem Label „Honigland“ schließen sich Freizeitimker eines Ortes oder einer Gemeinde zusammen und vermarkten ihren Honig höchster Qualität als Produkt der Region in einem Lebensmittelmarkt am Ort. Dadurch wird für den Händler Liefersicherheit gewährt. Der einzelne Imker erfährt eine deutliche Verbesserung seiner Vermarktung. Nebenbei werden Kunden von anderen Honiglieferanten abgeworben. Es können neue Interessenten für die Imkerei gewonnen werden. Last but not least fördert dies die Bienenhaltung am Ort und sichert damit die notwendigen Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen.

Natürlich kann Honig im Imker-Honigglas des Deutschen Imkerbundes nur dann im Lebensmittelmarkt konkurrieren, wenn gerade die Regionalität des Produktes, seine Vielfalt und Besonderheit herausgestellt wird und die Ware von höchster Qualität ist. Honig aus der Region wird nicht zu Schleuderpreisen vermarktet, er wird als etwas Besonderes angeboten; etwas, das der Kunde nur hier in seinem Lebensmittelgeschäft erwerben kann. Die Imkerverbände aus Westfalen-Lippe und dem Rheinland haben kurz vor Weihnachten mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer das Projekt „Honigland“ auf den Weg gebracht. In einer ersten Aktion wurde es auf der Grünen Woche in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert. Der Imkerverband Berlin öffnete dazu einen Teil seines Ausstellungsstandes für die nordrhein-westfälischen Imker. Hier an dieser Stelle sei dem Vorsitzenden Jürgen Hans nochmals herzlich gedankt. Die erstellte Broschüre, in der die Grundzügen der Aktion darlegt wird, sowie Poster, Flyer und anderes Infomaterial geben den Imkern Hilfestellung beim Zugang zu dieser Vermarktungsidee. Ich darf alle Interessierten bitten, sich dazu am Informationsstand in der Backhalle zu erkundigen.

Aber warum berichte ich hier an dieser Stelle über diese Aktion? Das Thema heute ist doch in erster Linie die Gefahr, die der Imkerschaft aus der Novellierung des Gentechnikgesetzes erwachsen könnte. Auch hierbei geht es um Fragen zur Vermarktung. Schon vor einer Woche hatte der Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker zusammen mit Dr. Mühlen, dem Leiter der Bienenkunde bei unserer Landwirtschaftskammer, zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zu diesem Thema eingeladen. Heute nun wird es weitere fachliche Vorträge zur grünen Gentechnik geben. Prof. Kaatz aus Halle ist einer der führenden Wissenschaftler, wenn es um die Bewertung der Auswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen geht. Frau Irmer ist Honigeinkäuferin eines der größten Naturkostvermarkters und Honigabfüllers im Öko-Bereich und wird Vermarktungsprobleme für Honig nach der Gesetzesnovellierung aus ihrer Sicht darlegen. Unabhängig davon, ob man der Gentechnik gleichgültig, kritisch, ablehnend oder befürwortend gegenüber steht, es werden für die Vermarktung deutschen Honigs Probleme auf die Imker zukommen. Hiervon werden voraussichtlich besonders die Freizeit- und Nebenerwerbsbetriebe betroffen sein. Hier ist zu überlegen, ob nicht die Förderung der Regionalität als ein besonderes Qualitätsmerkmal zusätzliche Vermarktungschancen bietet, die es zu nutzen gilt.

Der Sonntag ist drei wichtigen Erkrankungen der Honigbiene gewidmet. Faulbrut, Nosema und Virusinfektionen, die über den Varroabefall der Völker verbreitet werden und für viele Krankheitssymptome nach Varroabefall verantwortlich sind. Die drei Wissenschaftler, Frau Dr. Genersch und Dominik Yue aus dem Bieneinstitut in Hohen-Neuendorf bei Berlin und Prof. Fries aus Schweden werden Ergebnisse vorstellen, die teils auch als wissenschaftlicher Output des Deutschen Bienen Monitorings zu verstehen sind. Das Bienenmonitoring ist trotz einiger Kritik eine weltweit einzigartige und vielbeachtete Aktion, in der mehr als 1200 Bienenvölker von Imkereien, die über ganz Deutschland verteilt sind, regelmäßig beobachtet und beprobt werden, um den Ursachen des Bienensterbens auf den Grund zu gehen. Auch die Bienenkunde der Landwirtschaftskammer NRW beteiligt sich mit sechs Imkereien und 60 Bienenvölkern seit drei Jahren an diesem Monitoring. Eine enorme Kraftanstrengung, die ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Bieneninstitut in Mayen nicht zu schultern wäre.

Wir begrüßen diese enge Kooperation, durch die wichtige Meilensteine in der Beratung der Imkerschaft im Kooperationsgebiet Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gesetzt werden konnten. Der Infobrief Bienen@Imkerei wird derzeit von mehr als 3600 Imkereien bezogen und wesentlich häufiger aus dem Internet heruntergeladen. Seit Januar dieses Jahres ist das bayerische Bieneninstitut in Veitshöchheim in das Redaktionsteam des Infobriefes aufgenommen.

Das E-Laerning Angebot „Die Honigmacher“ erfreut sich wachsender Beliebtheit und wird derzeit um eine Unterseite zur Bienenweide erweitert. Wir hoffen hier auch bald einen Kurs zum Sachkundenachweis Honig in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Imkerbund anbieten zu können. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die Ausbildungen zum Honigsachverständigen, die von Mayen und Münster gemeinsam durchgeführt werden und in diesem Jahr schwerpunktmäßig für die rheinland-pfälzer Imker zur Verfügung stehen. Sie sehen es tut sich viel rund um die Bienen, die Imkerinnen und Imker. Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen für den 17. Apisticus-Tag Münster interessante Gespräche, spannende Vorträge und viele anregende Kontakte zu bienenkundlich interessierten Menschen wünschen. Recht herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.