Dr. Peter Rosenkranz
Landesanstalt für Bienenkunde Hohenheim
Was bringt das Bienenmonitoring für die Imker?
Das Deutsche Bienenmonitoring („DEBIMO“) wurde im Jahr 2004 als eine Reaktion auf die hohen Winterverluste 2002/ 2003 gestartet. Ziel war es, die Ursachen für die periodisch auftretenden hohen Winterverluste aufzuklären. Hierfür wurden 120 Imker aus ganz Deutschland ausgewählt, wobei darauf geachtet wurde, dass sowohl unterschiedliche Klima- und Trachtbedingungen als auch unterschiedliche Strukturen der Imkerei (Völkerzahl, Berufs- und Freizeitimker) angemessen vertreten sind. Jeder dieser Imker stellt gegen eine Aufwandsentschädigung 10 seiner Völker für das Monitoringprojekt zur Verfügung und wird von Mitarbeitern der beteiligten Bieneninstitute betreut. Der zentrale Ansatz für dieses Langzeitprojekt ist es, während der Bienensaison mehrfach Proben von Bienen, Honig und Pollen (Bienenbrot) zu sammeln, um dann bei Verlusten im folgenden Winter rückwirkend eine Ursachenanalyse durchführen zu können. Hierbei standen drei Faktoren im Vordergrund:
Bienenkrankheiten (Schwerpunkt Varroa, Bienenviren, Nosema)
Belastung mit Wirkstoffen aus dem Pflanzenschutz (Rückstandsanalysen von Bienenbrot)
Standort- und Trachtbedingungen (Pollenanalysen der Honigproben)
Zusätzlich wurden Aspekte der imkerlichen Betriebsweise (Wanderung, Ablegerbildung, Varroabekämpfung) mit erfasst und ausgewertet.
Pro Jahr werden über 50.000 Einzeldaten erhoben und ausgewertet. Hinsichtlich Struktur, Projektdauer und Umfang ist dieses Projekt weltweit einzigartig. Durch die beteiligten Imker, die ihre Bienenvölker selbständig nach ihrer eigenen Betriebsweise führen, ist ein direkter Praxisbezug gewährleistet. Inzwischen liegen belastbare Daten zu Winterverlusten, Verbreitung von Bienenkrankheiten sowie Pollen- bzw. Rückstandsanalysen über einen Zeitraum von 7 Jahren vor und bieten damit erstmals die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum die Veränderungen bei Winterverlusten, Bienenkrankheiten und Rückstandsbelastungen im Bienenbrot zu erfassen.
Im Jahr 2009 wurde nach 4-jähriger Projektdauer eine erste Ursachenanalyse auf der Basis von über 3.500 ausgewerteten Bienenvölkern veröffentlicht. Dabei konnten wir klar zeigen, dass der Varroabefall im Oktober einen entscheidenden Einfluss auf den Überwinterungserfolg hat. Ab einem Befall von mehr als 6 Milben pro 100 Bienen steigt das Risiko für Winterverluste deutlich an. Dies bestätigt nachdrücklich die Erfahrungen der Fachberater und Bienengesundheitsdienste, nach denen eine effektive Varroabekämpfung vor Oktober entscheidend für den Überwinterungserfolg ist.
Keinen signifikanten Effekt auf die Überwinterung hatte die Nähe des Bienenstandortes zum Raps. Auch die Belastung des Bienenbrotes mit Pflanzenschutzmittelrückständen hatte keinen signifikanten Effekt auf die Höhe der Winterverluste. Bei nunmehr über 500 Analysen von Bienenbrot (dabei werden inzwischen über 300 Substanzen aus dem Pflanzenschutz und der Varroabekämpfung erfasst) wurden insgesamt zwar über 50 verschiedene Wirkstoffe gefunden, die meisten davon allerdings im Spurenbereich und nicht mit insektizider Wirkung. Ob und in welchem Umfang die Kombination mehrerer Wirkstoffe im Pollen zu einer Schwächung von Bienenvölkern während der Saison führt, wird derzeit in mehreren sehr aufwendigen „Satellitenprojekten“ untersucht. Das DEBIMO selbst war und ist ausschließlich darauf ausgelegt, die Ursache von Winterverlusten zu analysieren. Im Vortrag werden neben den hier angesprochenen Ursachenanalysen auch aktuelle Daten zu Winterverlusten, Bienenkrankheiten und Rückstandsbelastungen präsentiert und diskutiert.
Seit dem Jahr 2010 wird das DEBIMO gemeinsam vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie den beteiligten Ländereinrichtung finanziert und soll eine möglichst langfristige Datenbasis für die Entwicklung von Bienenkrankheiten, Trachtbedingungen und Rückstandsbelastungen von Pollen als Grundlage für die weitere Ursachenanalyse von Winterverlusten.
Allen am Projekt beteiligten Imkern sei an dieser Stelle für ihre engagierte Mitarbeit gedankt!
Genersch et al. (2010 ) Apidologie 41, S. 332-352 (demnächst in deutscher Übersetzung verfügbar)
Weitere Informationen und Zwischenberichte zum “DEBIMO” (in deutsch):